Gründungsgeschichte des Frankfurter Katzenschutzvereins
Aller Anfang ist schwer ...
Als sich am Abend des 15. Oktober 1964 in Frankfurt am Main sieben Damen und zwei Herren zur Gründungsversammlung eines Tierschutzvereines für Katzen trafen, waren die Anwesenden keineswegs sicher, ob ihr wichtigstes Vorhaben, sobald wie möglich ein Tierheim für Katzen zu bauen, überhaupt umzusetzen war. Denn ein solches Domizil für Tiere zu planen, zu errichten und dann dauerhaft zu betreiben, erfordert erhebliche Mittel, die es damals nicht gab und deren Beschaffung mehr als unsicher war. Kommunale oder staatliche Zuschüsse waren nicht zu erwarten. Wie wir heute sehen, gelang dieses Wagnis.
Dieser neu gegründete Tierschutzverein gab sich den etwas umständlichen Namen, der aber eisern auf das erklärte Ziel hinwies: „Frankfurter Katzenschutzverein – Vereinigung zur Unterhaltung eines Katzenheimes e.V.“ Bereits am 15. November 1964 erfolgte der Eintrag in das Vereinsregister und die Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt lag auch kurze Zeit später vor. Das heiß ersehnte Tierheim konnte im Jahre 1967 eröffnet werden. Wieso, werden Sie vielleicht fragen, kam es überhaupt zur Gründung einer Tierschutzvereinigung speziell für Katzen? Wer hatte die Idee, wer die Tatkraft? Es lohnt sich in der Tat, die Anfangszeit etwas ausführlicher zu schildern.
Maßgebende und treibende Kraft war Luise Litterer (1915 – 1992)
Als engagierte Tierschützerin leitete sie ab 1962 mit eigener Tatkraft den Ortsverband Frankfurt am Main der „Vereinigung der Katzenfreunde Deutschlands / Deutscher Katzenschutzbund e.V.“ mit Sitz in Berlin, dessen Vorsitzender der bekannte „Katzenvater“ Bruno Schulz war. 1964 kam es allerdings zu Spannungen zwischen dem Vorstand in Berlin und Luise Litterer in Frankfurt. Im Prinzip ging es um die Frage, soll in Frankfurt ein Tierheim für Katzen erbaut werden oder nicht. Berlin war insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen nicht dafür und begründete dies u. a. damit, ein Verein müsse mindestens 2000 (!) Mitglieder haben, um auch nur ein kleines Tierheim unterhalten zu können. Frankfurt, voller Dynamik und Wagemut, verbunden mit der Einsicht, dass Pflegestellen nur unzureichend sind, wischte alle Einwände vom Tisch und war sich sicher, bei vollem Einsatz das Ziel zu erreichen.
Im Oktober 1964 kam es dann zum Bruch und Berlin entzog Luise Litterer die Leitung des Ortsverbandes (in späteren Jahren gab es vernünftigerweise wieder eine Annäherung). Die Frankfurter, also der Kreis um die engagierte Tierschützerin, stellten nun in kurzer Zeit eine eigene Organisation auf die Beine mit dem Hauptziel, in Frankfurt ein Tierheim für Katzen zu errichten: „Jetzt mache mer selbst was!“ war das Motto. In der erwähnten Gründungsversammlung am 15. Oktober 1964 wurde die Vereinssatzung angenommen und der erste Vorstand gewählt. Bald darauf waren alle formalen Voraussetzungen vorhanden, um als rechtsfähige und gemeinnützige Körperschaft die Tierschutzarbeit aufzubauen und voranzutreiben.
Verständlicherweise fehlte es in der Anfangszeit an vielem
Die Geschäftsstelle war die Wohnung der Familie Litterer in Frankfurt am Main in der Günthersburg-Allee 25 und die Kapazität der wenigen Pflegestellen war begrenzt. Neben den klassischen Arbeiten im Katzenschutz wie Betreuung von Futterstellen, Aktionen zur Unfruchtbarmachung von verwilderten Hauskatzen, sowie Beratung und Aufklärung von Katzen-Interessenten, zunächst alles noch in kleinem Rahmen, wurde unbeirrt auf die Errichtung eines Tierheimes hingearbeitet. Noch während ihrer Leitung des Ortsverbandes hatte Luise Litterer vorsorglich mit der Stadt Frankfurt am Main Verhandlungen wegen eines Pachtgeländes aufgenommen.
Jetzt, frei von Einsprüchen und mit eigenem Verein im Rücken, legte sie los. Sie intensivierte die Verhandlungen mit der Stadt Frankfurt am Main wegen eines Pachtgeländes und erweiterte den Kreis der Interessenten mit dem Ziel, die nötigen Mittel zum Bau des Tierheimes zu beschaffen und dem Verein eine langfristige, solide finanzielle Basis zu sichern. Wie Zeitzeugen berichten und überkommene Dokumente belegen, war Luise Litterer Meisterin in der Beschaffung von Mitteln für den Tierschutz. Dazu organisierte sie auch kleine Veranstaltungen wie „Geselliges Zusammensein“ und „Frohe Kaffeestunde“ in Frankfurter Cafes und Lokalen. Im Frühjahr folgte ein groß angelegter „Aufruf zur Mithilfe am Bau des Katzenheimes“. In sehr geschickter Art wurden die Mitglieder und ein breiter Kreis von Tierfreunden gebeten und animiert, sich finanziell zu verpflichten, so durch Beitritt zum „Spendenring“ und Übernahme einer Bürgschaft für das Baudarlehen. Diese Aktion war überaus erfolgreich.
Schon im Frühjahr 1965 war die Geländefrage für das geplante Tierheim erfolgreich gelöst worden:
„...nach der Überwindung von Hemmnissen, die uns in den Weg gelegt wurden, ist uns nunmehr von der Stadtverwaltung das Gelände am Mainwasen als Pachtgelände zugesprochen worden“ heißt es in einem Rundschreiben vom April 1965. Auf diesem Gelände, am heutigen Speckweg in Frankfurt-Oberrad, wurde das Tierheim dann auch errichtet. An dessen Plänen arbeitete bereits ehrenamtlich und kostenlos der bekannte Architekt Fresenius (aus der ebenfalls bekannten Frankfurter Familie; ein Vorfahre, Pfarrer Fresenius, taufte Goethe).
Im Sommer 1965 hatte der Frankfurter Katzenschutzverein bereits 250 Mitglieder
Und der praktische Tierschutz besonders draußen an der Front hatte durch immer wieder neue Anforderungen derart zugenommen, dass ein dringender Hilferuf an Mitglieder und Tierfreunde um Mithilfe erfolgen musste. Aus einem Rundschreiben vom 20. November 1965 erfahren wir von der Anmietung eines Raumes für Katzen (das Tierheim gab es ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht): „Wenn wir jetzt einen Raum und die dazu – gute – Betreuerin für unsere Heimatlosen gefunden haben, so wollen wir für dieses kleine, aber für Katzenbegriffe sehr geschmackvoll eingerichtete Appartement, Ihre Spenden in Zukunft verwenden. Zur Zeit wohnen dort: Silbrie mit Kind, ausgesetzt in Eckenheim auf dem freien Feld, dann Rumpel aus Rumpenheim, Minz und Maunz aus einem Gebüsch im Schützenhüttenweg und noch Muschi vom Hühnerweg“. Wo sich dieses „Appartement für Katzen“ befand und wie lange es bestand, wissen wir leider nicht; sicher wurde es mit der Eröffnung des Tierheimes aufgegeben.
Anfang 1966 stand das Gelände für das Tierheim endlich zur Verfügung
Mit Volldampf ging es nun an die Aufräumung und Einzäunung des Areals und sofort anschließend wurde unter Leitung des Architekten mit dem Bau des ersten Abschnittes des Tierheimes begonnen. Viele der Arbeiten wurden ehrenamtlich verrichtet. „Wer hilft mit „“ lesen wir im Rundschreiben vom 1. Juni 1966, “auf der Baustelle wird jeden Samstag von 7 Uhr bis 18 Uhr gearbeitet. Es sind nicht nur körperliche Arbeiten zu verrichten, jede kleine Mithilfe wird dankbar angenommen. Wir würden es auch begrüßen, wenn Sie unsere Freunde bei der Arbeit auf dem Gelände mit Erfrischungen bedenken würden.“
Eine bis heute fortgeführte Tradition sind die Advents- oder Weihnachtsfeiern des Frankfurter Katzenschutzvereines. Begonnen hat dieser schöne Brauch mit der Adventsfeier am 27. November 1966 im Kasino der Frankfurter Sparkasse von 1822. „Kaffee-Ausschank ist vorhanden, Gebäck bitten wir jedoch mitzubringen“, heißt es in der Einladung.
Im Oktober 1967 war dann das ersehnte erste Etappenziel erreicht: Das Tierheim für Katzen wurde nach einer Bauzeit von etwa 18 Monaten eröffnet.
Die Einweihung erfolgte offenbar ohne Feierlichkeiten und die auf Pflegestellen verteilten, im Wohl noch vorhandenen und in gemieteten Appartement lebenden Katzen, wurden ins neue Tierheim umgesetzt und die Arbeit, der tägliche Betrieb mit seinen vielfältigen Anforderungen, begann. Bis Ende März 1968 wurden im Tierheim bereits 50 Katzen aufgenommen, wie am 30. März 1968 berichtet wurde.
Nun, das Tierheim stand und die Arbeit funktionierte. Alle freuten sich, wussten aber auch, jetzt geht es erst richtig los: Nach und nach Ausbau des Tierheims, Verbreiterung der finanziellen Basis durch Gewinnung weiterer Mitglieder und Förderer, sowie gewappnet sein für die vielen Anforderungen, die nunmehr aus der Bevölkerung verstärkt zu erwarten waren. Und in der Tat gelang es unseren verehrten Vorgängerinnen und Vorgängern, dies alles zu bewältigen. Aber dies ist eine andere Geschichte.