Ein Schreckenstag
Im Allgemeinen laufen die Tage hier im Tierheim harmonisch ab – es ist alles geregelt und läuft nach einem festen Plan (die Reinigung, Fütterung und auch das Streicheln unserer Vierbeiner – immer durch die gleichen Personen – kommt nicht zu kurz). Die Tierärztin kommt zu festen Terminen (wenn es notwendig ist,ist sie für uns auch immer erreichbar). Unsere Samtpfoten kennen diesen Ablauf und lassen sich bei ihrer Siesta auch nicht stören, vor allem wenn die Sonne so schön scheint und sie es sich auf ihren Ruheplätzen bequem gemacht haben.
Ein besonderer Tag war jedoch der 7. Juli 2019 – für diesen Tag war die Entschärfung einer amerikanischen Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg im Frankfurter Ostend angesagt worden. Sie war bei Bauarbeiten in der Nähe der Europäischen Zentralbank entdeckt worden und die Zünder waren stark deformiert, was zu Problemen führen kann. Die Polizei hatte uns schon ein paar Tage vorher informiert, dass auch wir mit unserem Tierheim in den Sperrbezirk fallen. Das bedeutete speziell für uns, dass wir an diesem Tag unser Grundstück nach 8 Uhr morgens bis zur Entwarnung nicht mehr betreten dürfen. So verlauteten wir, dass jeder ein paar Katzen mit nach Hause nehmen muss, was im ersten Moment auch geglaubt wurde. Die Katzen blieben jedoch hier (auch die Privatkatzen sollten in ihrer Wohnung bleiben). Da aber jeden Tag bei uns sauber gemacht und auch die Katzen versorgt werden müssen, begann der Arbeitsdienst bereits um 6 Uhr morgens und unsere Tierheimleiterin war schon um 4 Uhr da, um wenigstens das Notwendigste zu erledigen. Man wusste ja nicht, wie lange sich das hinziehen würde. An dieser Stelle einen ganz besonderen Dank an unsere Angestellten für diesen ungewöhnlichen Einsatz.
Der Evakuierungsbereich wurde von der Polizei kontrolliert. Sie fährt durch das Gebiet und macht Lautsprecherdurchsagen. Unterstützt wurde sie auch durch einen Hubschrauber mit Wärmebildkamera an Bord. 16.500 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Auch öffentliche Einrichtungen wie der Zoo blieben geschlossen. Schiffe auf dem Main sowie Fernzüge und S-Bahnen verkehrten nur zeitweise oder wurden umgeleitet. Außerdem wurde auch eine Landebahn des Frankfurter Flughafens vorübergehend gesperrt.
Die Anwohner, die nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen konnten, konnten in spezielle Unterkünfte gehen, die Städtischen Museen oder auch den Palmengarten kostenlos besuchen. Die Entschärfung fand etwas verspätet gegen Mittag statt und um 15:38 Uhr gab die Feuerwehr Entwarnung und alle Sperrungen wurden aufgehoben und der Alltag konnte wieder beginnen. Auch wenn solche Bombenentschärfungen öfter vorkommen und fast schon Routine sind, besteht doch immer ein gewisses Risiko und man ist erleichtert, wenn alles gut gegangen ist.