Ein schlechter Start
Katzen kommen auf die verschiedenste Art zu ihren neuen Besitzern. Sie werden einfach weitergereicht, in einer Anzeige feilgeboten, verschenkt (was uns Tierschützern ein Dorn im Auge ist, da sie oftmals bei den falschen Leuten landen und oft auch nicht geimpft sind). Im besten Fall landen sie in einem Tierheim, wo man versucht, sie artgerecht zu vermitteln, nachdem sie auch medizinisch versorgt wurden. Viele Leute haben eine schlechte Meinung über ein Tierheim (wobei es natürlich grundsätzlich Unterschiede gibt). Dies ist aber auf keinen Fall berechtigt, denn dort sind zumindest kompetente, qualifizierte Mitarbeiter, denen das Wohl ihrer Tiere am Herzen liegt und alle Tierheime arbeiten auch mit einem eigenen Tierarzt zusammen, der regelmäßig zur Visite kommt.
Oftmals wird auch übersehen, dass nicht jede Katze zu jedem passt oder auch nicht jede Katze sich untereinander verträgt. In einem Tierheim findet man schnell heraus, ob die Katze z.B. ein Einzelgänger oder sozial verträglich ist und welche Charakter-Eigenschaften sie besitzt. Das alles ist wichtig, um das Tier nach seinen Neigungen vermitteln zu können.
Einen speziellen Fall hatten wir im Herbst letzten Jahres. Da rief uns ein Katzenbesitzer an und wollte „sein" erst vor wenigen Wochen erworbenes 10 Wochen altes Baby bei uns abgeben, weil es sich angeblich mit der Erstkatze nicht vertrug. Unsere Vermutung war, der Kleine konnte gar nichts, er hatte ja bei seiner Mutter nichts gelernt, da er viel zu früh von ihr getrennt wurde (das konnte er nun bei uns nachholen) und der neue Besitzer war daher total überfordert mit ihm. Moritz wurde übrigens auf einem Parkplatz in der Nähe von Frankfurt als „Rassetier" entgegengenommen und dafür wurden auch Euro 200,– bezahlt (ohne jegliche Papiere und ohne eines medizinischen Nachweises!!)
Der Kleine war natürlich keiner Rasse zuzuordnen, es handelte sich um eine ganz normale Europäische Kurzhaarkatze und wir dachten in diesem Fall wieder an die armen Muttertiere, die niemals ein glückliches Katzenleben kennen lernen, weil sie ständig Junge bekommen, die man ihnen viel zu früh wegnimmt und die dann oftmals regelrecht „verscherbelt" werden. Dass diese Muttertiere unter dem ständigen Gebären leiden und oftmals so ausgelaugt sind, dass sie keine Milch mehr haben, interessiert diese Menschen wenig und man kann sich vorstellen, „wie gesund evtl. ein solcher Nachwuchs ist"?, wenn er auch medizinisch nicht versorgt wird. Oftmals gibt es auch Probleme bei der Geburt und man mag sich gar nicht ausdenken, was dann passiert …
Wir waren jedenfalls froh, dass die Besitzer ihn zu uns, in erfahrene Hände, gaben und wir hatten auch Glück, dass wir zu dieser Zeit auch eine Gruppe von Jungtieren hatten, zu der er nach erfolgter medizinischer Versorgung konnte. Hier blühte er förmlich auf. Er hatte genug Spielkameraden, wovon er sich das eine oder andere auch abgucken konnte. Jedenfalls gedieh er prächtig und konnte letztendlich zusammen mit einem Kumpel vermittelt werden, so dass es doch noch ein glückliches Ende gab.