Warum sollen es oftmals nur Jungtiere sein?
Diese Frage ist gerade zu dieser Jahreszeit aktuell, da die meisten Anrufe sich jetzt auf Babykatzen beziehen und diese wünscht man sich besonders klein. Wir als Tierschützer sehen das natürlich ganz anders und müssen oftmals ganz schöne Aufklärungsarbeit leisten. Die meisten Menschen gehen von ihrem Wunsch aus und sehen nicht das Wesen Katze, die auch ihre Bedürfnisse haben. Vor allem wird oftmals übersehen, dass die Katze von Natur aus ein “soziales” Tier ist, das mit Artgenossen zusammenleben möchte (wir nennen da immer das Beispiel “Bauernhof”, wo in der Regel mehrere Katzen in einer Gruppe sind).
Ein Jungtier sollte niemals alleine leben. Wenn man sieht, wie schön Babies untereinander oder mit der Mutter schmusen, spielen und sich lieb haben (was man auch in unserer Mutter-mit-Kind-Station beobachten kann), dann ist es einfach nicht artgerecht, eines allein aufwachsen zu lassen. Jungtiere hängen nicht nur wegen der Milch an den Zitzen der Mutter, sondern auch aus einem Bedürfnis nach Geborgenheit. Kätzchen, die diesem Bedürfnis nicht oder nicht lange genug nachkommen können, saugen auch später oft an sich selbst, an Wurfgeschwistern oder an den Kleidern der Halter. Aus diesem Grunde sollte man Jungtiere nicht leichtsinnig von der Mutter und den Wurfgeschwistern trennen bevor sie 10 bis 12 Wochen alt sind – je älter umso besser. Denn für die Entwicklung einer Katze sind auch die Erfahrungen im Umgang mit Mutter und Geschwistern enorm wichtig, was auch wir hier immer wieder feststellen. Aber auch auf Rücksicht auf die Mutter dürfen die Jungen nicht zu früh von ihr weggenommen werden. So geben wir unsere Jungkatzen nicht vor der 12. Woche ab.
Übrigens kommen Kätzchen blind und mit schlecht entwickeltem Hörsinn zur Welt. Sie orientieren sich deshalb während den ersten zwei Lebenswochen vor allem mit dem Tast- und Geruchssinn. 7 bis 14 Tage nach der Geburt öffnen sich ihre Augen, die übrigens anfänglich bei allen Individuen blau sind.
Sicher gefallen Jungtiere den meisten Menschen besonders darum, weil sie klein und treuherzig in die Welt sehen und uns das Gefühl vermitteln, ihnen Geborgenheit geben zu müssen – aber ist das nicht genauso bei uns Menschenkindern? Doch wie rasant wachsen gerade Katzen, die mit ca. einem Jahr ausgewachsen sind und wie oft erleben wir, dass man in diesem Alter Katzen abgeben will. Sie sind dann nicht mehr so niedlich und oftmals unkastriert, was natürlich schon mit 6-7 Monaten erfolgen sollte.
Deshalb unser Rat, in die Überlegungen für eine Aufnahme einer Katze, nicht nur das Alter, (eine Katze wird im Durchschnitt 14-16 Jahre alt) sondern auch die Tatsache mit ein zu beziehen, dass man damit auch eine Verantwortung dem Lebewesen gegenüber eingeht.
Nun hören wir oft, wir wollen deshalb Jungtiere, weil man die erziehen kann. Das ist natürlich ein Trugschluß, denn eine Katze ist kein Hund, sie hat ihren eigenen Kopf und wird sich niemals unterordnen. Außerdem ist sie nicht immer men-schenbezogen, das hängt davon ab, wie viel Kontakt sie zu Menschen während ihrer Prägephase, also bis zur 12. Lebenswoche hatte und auch ihr Charakter liegt noch nicht eindeutig fest. So hat auch eine ältere Katze durchaus ihre Vorteile. Man weiß, wie sie ist, was für Besonderheiten sie hat. Sie ist in der Regel kastriert (vor allem, wenn man sie aus einem Tierheim holt) und nicht so energiegeladen wie ein Jungtier, was oftmals besonders ältere Menschen überfordert und sie ist dankbarer und weiß ihr neues Zuhause, sofern sie es dort wirklich gut hat, zu schätzen.
Zwei Katzen, die zusammen leben, sind in der Regel glücklicher als eine Einzelkatze, was auf jeden Fall immer auf Babykatzen zutrifft. Sie bewegen sich mehr als ein Einzeltier, sie sind mobiler, verspielter und fröhlicher. Empfehlenswert ist in diesem Fall die Haltung eines Pärchens als auch von Geschwistern oder auch von Freunden, die sich zum Beispiel im Tierheim kennengelernt haben und nun unzertrennlich sind – was auch öfter vorkommt. Daß die beiden Tiere kastriert sind bzw. zum gegebenen Zeitpunkt kastriert werden, sollte wegen des großen Katzenelends selbstverständlich sein.
Einzelkatzen, das sind diejenigen, die sich nicht in der Gruppe vertragen, kommen wesentlich seltener vor, als man glaubt und sind daher auch nicht immer in einem Tierheim vorhanden. Sie kann man ohne schlechtes Gewissen alleine halten, natürlich nur dann, wenn man nicht den ganzen Tag über weg ist.