Sind wir denn mehr wert?
Wir als Tierschützer, die wir uns dem Katzenschutz verschrieben haben, lieben natürlich alle Katzen, egal welche Farbe oder welches Alter sie aufweisen. Für uns sind es immer liebenswerte Geschöpfe, für die es lohnt, sich für sie einzusetzen.
Mitte September erhielten wir eine Reihe von Anrufen und jeder interessierte sich für vier rotgetigerte Katzen, die in einer Zeitung mit Angabe unserer Adresse und Telefon-Nummer zur Vermittlung anstanden. Wir wussten erst nicht recht, was damit gemeint war. Was sollten das denn für Katzen sein? Schnell dämmerte es uns, dass wir Anfang September vier rote Jungkatzen aus dem Umland gebracht bekamen, aber warum sollten gerade diese in einer Zeitung mit Bild angeboten werden? Da uns dieses Blatt und der Artikel völlig unbekannt waren, haben wir die Anrufer darauf hingewiesen, dass wir natürlich zu dieser Zeit in der Regel junge Katzen in der Vermittlung haben und bei Interesse könnten sie gerne zu unseren Besuchs- und Vermittlungszeiten kommen. Wir zerbrachen uns den Kopf, wie das wohl zusammen hängt und waren im Stillen eigentlich etwas befremdet, dass wegen der „roten Katzen" so viele anriefen – wären es andersfarbige gewesen, wäre die Reaktion mit Sicherheit bei weitem geringer ausgefallen. Natürlich wissen auch wir, dass „Rote" nicht so häufig vorkommen und aus diesem Grunde sind sie wahrscheinlich besonders begehrt. Wieso eigentlich? Katzen sind Katzen und wie gesagt, für wirkliche Katzenfreunde spielt die Farbe keine Rolle.
Kurz darauf wurden wir aufgeklärt. Ein Redakteur besagter Zeitung rief bei uns an und seinen Ausführungen nach handelte es sich um die schon vermuteten vier Jungkatzen. Den Bericht und die Fotos hatte eine Frau an die Zeitung gegeben, die aber in unserer Eingangsmeldung nicht als Überbringer genannt wurde (das hatten Freunde übernommen). Leider wurde der Artikel mit uns nicht abgesprochen. Übrigens waren die Katzen zu diesem Zeitpunkt erst ein paar Wochen alt und standen sowieso noch nicht zur Vermittlung an. Wir hätten niemals einen solchen Artikel in eine Zeitung gesetzt, denn Jungkatzen brauchen keine besondere Werbung ……
Ein paar Tage später bekamen wir über ein Mitglied von uns diesen Artikel und konnten weitere Einzelheiten lesen, was es mit den Katzenbabys auf sich hatte. Die Mutterkatze wurde überfahren und einen Tag später fanden Nachbarn zwei Kleine. Sofort ist klar: Die Zwei gehören zu dem überfahrenen Tier. Die Katzenliebhaber päppeln diese erst einmal auf und bringen sie nach Rücksprache mit uns dann schließlich in unser Tierheim. Deren Tochter aber lässt der Unfall keine Ruhe. Sie versteht sich als aktive Tierschützerin und will später auch einmal mit Tieren arbeiten. „Mir war klar, dass es in einem Katzenwurf meistens mehr als zwei Babys gibt". Sie sucht die Umgebung ab, durchkämmt Büsche, schaut in Hinterhöfen. – Aber nichts. Dann kommt ihr eine Idee, ihren Kater mitzunehmen, denn Katzen müssten doch andre Katzen erschnüffeln, sagt sie.
So bekommt das Tier eine Ausziehleine und das Suchen geht los. Eine Stunde später stoppt der Kater vor einem hohen Komposthaufen. Er zieht an der Leine, fängt an zu schnüffeln und mit den Vorderpfoten zu wühlen. „Plötzlich habe ich ein Katzengesicht und ein Ohr gesehen" berichtet das Mädchen. Mit Hilfe ihrer Familie wird dann der Komposthaufen zerlegt bis die Katzen keine Fluchtmöglichkeit mehr haben. Es sind zwei, rot wie ihre Geschwister und alles atmet auf. Ohne das Engagement dieser jungen Tierschützerin und der Spürnase ihres Katers wären diese wohl bald verhungert. Sie wurden uns ebenfalls gebracht und die kleine Familie war somit komplett.
Bei uns wurden sie medizinisch versorgt mit allem, was für Jungkatzen wichtig ist und sie gedeihen prächtig. Inzwischen sind sie auch an uns bekannte Menschen vermittelt worden und wir und auch besonders diese Vier bedanken sich für den tollen Einsatz, der ihnen das Leben gerettet hat.