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Berichte

Ja Sou! (griech. = Hallo)

Ich bin die kleine Glückskatze von der Insel RHODOS und inzwischen auch in meinem endgültigen Zuhause, wo es mir sehr gut geht

Ich erblickte das Licht der Welt im Frühling - irgendwann im März oder April 2006. Wir Streuner haben kein Zuhause, leben auf der Straße, meine Heimat war die Hotelecke Semiramis. Dort lebte ich nun - zusammen mit anderen Katzen - und döste so in den Tag hinein. Ich turnte oft vor der Parkplatz-Einfahrt herum, dort, wo früher das alte Krankenhaus von Rhodos war, hockte aber auch gerne auf der Mauer der gegenüberliegenden Straßenseite, oberhalb der kleinen Kapelle. Mein erster Sommer auf dieser Insel war sehr durstig und hungrig. Aber ich will mich nicht beschweren, denn liebenswert und raffiniert wie ich war, musste ich dieses Dasein nur ca. 6 Monate ertragen. Wir Katzen auf Rhodos sind - bis auf wenige Ausnahmen - nicht kastriert und deshalb bekommen wir zwei bis dreimal jährlich 3 bis 6 Katzenkinder. Fast immer haben die Kätzchen keine Ähnlichkeit miteinander, alle sehen völlig verschieden aus, z. B. ist ein Katzenbaby schwarz, das andere getigert, das dritte 3-farbig (so wie ich), die Nummer vier schwarz-weiß, auch ist manchmal ein rotes oder graues Kätzchen dabei. Nach wenigen Jahren sind die Mutterkatzen so verbraucht und schwach, dass sie ihren Nachwuchs nicht mehr ernähren können und viele Kätzchen, die im Herbst geboren werden, überleben den Winter nicht. Ein trauriges Katzenleben! Im Oktober 2006 kam für mich das Glück nach Rhodos. Die Semiramis-Katzen munkelten, dass die Deutsche wieder da sei um uns mit Futter zu versorgen und, um eine Katze von unserer Ecke mitzunehmen. Mitnehmen??? Damit konnte ich nix anfangen. Jedenfalls freuten sich alle Katzen wieder auf das leckere Dosenfutter. Ich war total aufgeregt und gespannt, denn ich wusste ja noch nicht, wie Dosenfutter überhaupt schmeckt. Ich lebte, wie alle Katzen, von Essensresten. Für den Sprung in die Mülltonne war ich noch zu klein, deshalb war ich auch meistens hungrig. Plötzlich hatten wir jede Menge Nassfutter, Brekkis und Wasser und ich muss schon sagen, das Dosenfutter schmeckte einfach suuuper und erst mal die Soße, die war nicht nur Nahrung für uns, sondern auch Flüssigkeit, die unseren Nieren gut tat. Zweimal täglich kam sie auf den Weg in ihr Hotel vorbei und wir alle schmatzten dann um die Wette. Natürlich sind immer ein paar Katzen dabei, die aus der Reihe tanzen und sich vor Hunger und aus Futterneid anknurren und anfauchen, Prügeleien gibt’s deshalb auch schon mal. “Ihr Rambo’s”“, rief sie dann immer. Auch das "Rosinenplätzchen” konnte ganz schön zickig sein. Mich verschonten die Rambo’s, denn ich war noch zu klein und durfte mich deshalb an jeden Napf hängen, manche Katzen machten mir sogar Platz. Ich wollte mich richtig durchfressen und was auf die Rippen bekommen, denn der Winter stand vor der Tür. An “unserer Ecke” erzählten sich die Katzen, dass der langhaarige rote Kater mit dem weißen Latz diesmal in ein Flugzeug nach Deutschland steigen wollte, also zeigte ich mich von meiner charmantesten Seite, ich wollte nämlich auch mit in dieses fremde Land, wo es Katzen besser gehen soll. Nur weg von hier wollte ich und kein hungriges und ständig trächtiges Katzenleben im Elend führen. Also wartete ich ab sofort täglich auf sie, ich rannte ihr zur Begrüßung entgegen und heftete mich an ihre Fersen. Meine Anhänglichkeit ging dann so weit, dass ich sogar mein Fressen stehen lies und sie nur noch beobachtete. Ich lag dann auf der Lauer - und wollte sie gehen, verfolgte ich sie sofort, manchmal bis zum Hotel, zusammen mit dem roten Kater im Schlepptau. Dann schimpfte sie mit uns, nannte mich “Mist-Biene” weil sie mich wieder zurück tragen musste, schließlich lebte ich an einer gefährlichen Ecke und wie schnell hätte mich ein Auto überfahren können. “Der Rote” und ich - wir wurden ein richtiges nerviges Gespann! Ich trieb es dann wirklich auf die Spitze, rannte ihr nur noch hinterher, über den großen Parkplatz hinweg und sie musste mich dann immer wieder einfangen und zurückbringen. Klar, dass sie dann stinksauer war und oft “kleine Kröte” zu mir sagte. Aber meine Anhänglichkeit hat sich gelohnt, ich war wohl so liebenswert wie der kleine FIVOS, wer immer das ist?! Sie konnte meine Gedanken lesen und meinte, ich sei für dieses Leben auf der Straße nicht bestimmt, ich war einfach zu “menschenbezogen”, weil ich - jung wie ich war - noch keine schlechten Erfahrungen machen musste. Trotzdem rannte ich immer, wenn ein Grieche auf mich zukam, ganz schnell weg und versteckte mich unter einem Auto. Und irgendwann stand sie da, nahm mich auf den Arm und verstaute mich in diese Transport-Tasche. Juch-hu!!! Mein Traum ging in Erfüllung und zusammen mit Sirpa, dem Katzenengel von Rhodos, fuhren wir mit dem Auto zum Tierarzt, der alle Voraussetzungen für die Ausreise machte. Aus mir, der namenlosen kleinen Streunerin, wurde eine SEMIRAMIS, der Name des Hotels, wo ich auf der Straße lebte. Am 30. Oktober verließ ich die Insel, auf der es so viele arme und herrenlose Hunde und Katzen gibt, ich hatte meinen Platz im Flieger zu ihren Füßen und ich gab während des Flugs keinen Mucks von mir. Wir landeten vor Mitternacht in Frankfurt, Zwischen-Stop war ihre Wohnung, die ich gleich mal auf den Kopf stellte und in jede Ecke musste ich meine kleine Nase stecken, ich hatte ja noch nie ein Dach über dem Kopf! Und es gab auch wieder Fressen, mir knurrte ganz doll der Magen, schließlich war ich nüchtern, hatte mein letztes Menü früh morgens vor der Abreise in Rhodos bekommen und damit mir im Auto und im Flieger das Essen nicht wieder zum Vorschein kam musste ich so lange nüchtern bleiben. Am nächsten Tag brachte sie mich dann zum Frankfurter Katzenschutzverein. Liebevoll nahm mich Frau Maucolin entgegen und ich hatte dort eine sehr schöne Zeit. Der Katzen-(Puppen)wagen in der Teeny-Station wurde mein Lieblingsplatz. Ich war froh und glücklich, fühlte mich sauwohl und hatte es geschafft.

Weil ich ein freches und schlaues Glückskätzchen bin, blieb mir das trostlose Inselleben erspart.

Wenn doch nur alle Katzen so viel Glück hätten!