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Berichte

Ein Kriminalfall

Nicht jede Katze kommt so spektakulär zu uns wie Hexe.

Eine Aufnahme muß natürlich immer vorher mit uns abgesprochen werden, da wir den entsprechenden freien Platz haben müssen und die Betreuung muß auch sichergestellt sein. Die Katzen werden uns in der Regel gebracht, sei es wegen Allergie, weil ein Baby unterwegs oder weil keine Zeit mehr für sie vorhanden ist. Wegen eines Umzugs, wegen Nichtmehrhaltung, wegen Krankheit oder Tod der Besitzer oder weil sie gar kein Zuhause haben, das sind auch Gründe, warum Katzen zu uns kommen und jeder Fall ist immer traurig genug.

Bei Hexe aber war alles anders und noch viel dramatischer.

Wir hatten sie im Herbst 2009 an eine ältere Dame vermittelt, die nicht mehr berufstätig ist und über eine große Wohnung und Katzenerfahrung verfügt. Also der ideale Platz für eine Katze, da sie dort Alleinherrscherin sein konnte, was ihrem Naturell entgegenkam, da sie sich nicht so gut mit bestimmten Katzen verstand, sie wollte auf jeden Fall immer das Regiment führen. Im neuen Zuhause fühlte sie sich sichtlich wohl, war lieb und verschmust, wovon wir uns bei einem Nachbesuch überzeugen konnten und wir wünschten ihr noch viele lange Jahre bei der Katzenliebhaberin, es sollte ihr aber nicht vergönnt sein.

Mitte Juni 2010 ging durch alle Frankfurter Zeitungen ein sensationeller Bericht, dass eine Dame in einer Gartenlaube ermordet und erst nach Tagen von Nachbarn gefunden wurde. Die Polizei ging von einem Raubmord aus und konnte auch DNA-Spuren sicherstellen und später anhand dieser den Mörder fassen, der sich inzwischen nach Berlin abgesetzt hatte.

Auch wir hatten diesen Artikel gelesen und waren wie jedermann entsetzt, brachten ihn aber natürlich nicht mit der Dame in Verbindung, bei der Hexe ein Zuhause gefunden hatte. Zwei Wochen später rief eine Freundin der Besitzerin an, die davon wusste, dass Hexe bei uns geholt wurde und informierte uns, dass ihre Freundin ermordet worden und die Wohnung versiegelt sei. Hexe würde aber inzwischen von der Kriminalpolizei versorgt werden, die in solch einem Fall den zuständigen Tierschutzverein schon verständigt hätte, um die Katze einzufangen, was aber bisher nicht gelang. Die Beamten wussten natürlich damals nicht, dass die Kätzin von uns ist.

Erst nach dem Anruf bei uns war klar, dass die Verstorbene die Besitzerin von Hexe ist und wir mussten schnell handeln und vereinbarten daher mit der Kripo einen sofortigen Abholtermin. Unsere Tierheimleiterin nahm sich persönlich dieses Falles an und holte zusammen mit der Polizei die Kätzin aus der Wohnung und brachte sie gesund – aber verstört - wieder zu uns zurück. Hexe erkannte sofort die Stimme unserer Brigitte, ihrer ehemaligen Bezugsperson, sie verstand aber die Welt nicht mehr. Da war ihr Frauchen seit ungefähr zwei Wochen nicht mehr da und sie hatte auch tagelang auf Fressen warten müssen. Es kamen dann zwar irgendwann zwei Damen (die netten Polizistinnen), die Futter für sie brachten, aber auch diese Stimmen kannte die Katze nicht und blieb daher sehr misstrauisch und lieber in ihrem Versteck.

Nun war sie also wieder bei uns und die viele Zusprache und die ausgiebigen Streicheleinheiten unserer Tierheimleiterin bewirkten, dass sie ganz schnell wieder “zu sich kam” und die “Alte” wurde, anhänglich, verschmust und ganz lieb. Einer neuen Vermittlung stand also nichts mehr im Wege, nur es musste die richtige Person und der entsprechende Haushalt sein.

Wieder hatten wir Glück als eine ältere Dame uns aufsuchte, deren Erstkatze, eine dominante Kätzin, verstorben und deren Kater nun alleine war. Da beide Katzen von uns stammten, wussten wir, was wir nun wieder dazu geben konnten, es war Hexe, für die wir uns entschieden. Nun lebt sie zwar mit Mensch und Kater zusammen. Es geht auch gut, da der Kater alles mit sich machen lässt und sie die Oberhand hat.