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Berichte

Adieu mon amour...

Gerade in der Winterzeit werden wir an das „Vergängliche" erinnert. Die Bäume sind kahl, die Natur gönnt sich eine Ruhepause und so schön auch das Leben sein mag, eines Tages ist es zu Ende und dies trifft auch auf unsere Samtpfoten zu.

Die meisten Katzen können wir natürlich in ein neues Zuhause geben, und das tun wir gerne, denn eine richtige Familie kann auch das beste Tierheim nicht ersetzen. Gleichwohl haben wir auch eine stattliche Anzahl von Katzen, die – jedenfalls auf Zeit aus den verschiedensten Gründen, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen – nicht vermittelbar sind.

Zu diesen zählte auch unser Gustav oder wie er von einer Patin genannt wurde, weil er so schön ist „Philip von der Mitte". Er wurde als kleiner Wildling im Herbst 1997 von uns geborgen, da man nach seinem Leben trachtete. Eine Katzenfreundin hatte uns informiert und wir vergessen diesen Einsatz nie. In diesem Viertel wohnten anscheinend nur Katzenhasser und auch wir selbst wurden dementsprechend bedroht. Da der Kleine mehr als Hunger hatte, gelang es uns auch schnell, ihn zu bekommen. Er war damals ca. 4 Monate alt und wirklich ausgesprochen hübsch – rotgetigert mit einer äußerst schönen Zeichnung.

Zunächst mußte er unseren medizinischen Standard durchlaufen, zudem auch ein Leukose-Test gehört. Der Kater war – wie wenige Katzen – leukose-positiv und wurde nach ein paar Wochen noch einmal getestet. Denn es gibt Fälle, wo die Katzen dies selbst überwinden und dann leukose-negativ sind. Aber leider war dies nicht der Fall. Gustav war nach wie vor leukose-positiv und das bedeutet, er kam auf unsere spezielle Station, wo nur solche Katzen leben.

Mit uns Menschen hatte er wenig im Sinn (wer weiß, was er alles erlebt hat), er blieb auch nach Monaten scheu, verstand sich aber ausgezeichnet mit seinen Leidensgenossen, die alle Altersstufen umfassen. Nun bedeutet leukose-positiv nicht unbedingt, daß man diese Katzen nicht vermitteln kann. Sie können zu leukose-positiven Katzen oder zu entsprechend geimpften Katzen. Bei ihm aber kam hinzu, daß er nie richtig zahm wurde. An Interessenten mangelte es nicht, er war ja so schön, aber das Manko „leukose-positiv" und seine Zurückhaltung hielten letztlich alle davon ab, ihm ein neues Zuhause zu geben.

So blieb er also bei uns und unser Heim wurde „sein Zuhause". Er genoß es mit den anderen Katzen zusammen zu sein und unseren Service mit guter Fütterung und medizinischer Betreuung. So wuchs er zu einem sehr stattlichen Kater heran und für jeden von uns hier im Heim war er ein Begriff. Wir liebten ihn besonders, auch wenn er sich nur von unserer Heimleiterin anfassen ließ. Umso trauriger waren wir alle, als wir ihn am zweiten Weihnachtsfeiertag einschläfern lassen mußten. Die Krankheit war ausgebrochen und dann gibt es keine Rettung mehr, die Katze muß erlöst werden.

Wir konnten ihm jedenfalls noch etliche schöne Jahre bereiten, er war glücklich bei uns, denn wir respektierten ihn so wie er war und wir werden bestimmt des öfteren noch von ihm sprechen.